For a couple of months I have been living and working in Bregenz, doing a residency supported by Bilbao Arte and the Government of the Vorarlberg ending with an exhibition at Lisi Hammerle Gallery.
Invitation card for the exhibition with Pau Figueres. |
The artistic investigation that I developed during the
exchange residence in Bregenz involves a reflection on the
relationship of the human being with the environment, and with the environment itself,
as well as the use of the map and memory as tools when moving on my daily hikes through town and country.
Through hybridization with other media, I have
used maps, both commercial and original sketches born from the memory and
explanations given by the inhabitants of Vorarlberg when asking them about a specific
place or space, these then being transformed into an experience itself as I transit through these sites,
becoming my own memory of the place, in a personal and improbable cartography
for other people, transforming my experience to an artistic plane.
Painting, photography, computer manipulation of
images obtained, routes recorded on my GPS as I traveled through the
surroundings of Bregenz and Vorarlberg, as well as interventions and work on
maps of the area have been the techniques chosen to carry out this project.
Composition of photographs and paintings. |
Vitrine with some maps done by people from the Vorarlberg, photographs, tracks and statistics obtained following those maps. |
Lisi Hammerle doing a brief introduction to the exhibition. |
Introduction to the exhibition by Kirsten Helfrich, head of art education departament at the Kunsthaus Bregenz. |
N47°30.042’ - E009°44.922’
Seit
nun mehr 12 Jahren besteht der Austausch zwischen der Organisation BilbaoArte
und dem Land Vorarlberg. In all den Jahren wurden schon viele Kontakte zwischen
Künstlerinnen und Künstlern beider Orte geknüpft. Dieses Jahr sind die
Vorarlbergerinnen Sarah Bildstein und Janine Maria Schneider in Spanien. Im
Gegenzug leben und arbeiten Pau Figueres und Fernando Villena seit Anfang
September in Bregenz. Neben Aktivitäten wie Ausstellungs- und Atelierbesuchen
sowie Ausflügen in das benachbarte Deutschland und die Schweiz standen das
genaue erkunden und beobachten der Stadt sowie der Natur rund um Bregenz und
Vorarlberg im Mittelpunkt ihres künstlerischen Prozesses. So entstanden
spezielle, auf den Ort zugeschnittene, Projekte.
Pau
Figueres geht es um die Beziehungen welche wir mit Räumen eingehen, sei es der
private oder der öffentliche Raum. Wie definieren wir Raum? Wie grenzen wir
Raum ab? Wie verhalten wir uns im öffentlichen Raum bzw. wie definieren wir
darin unsere Komfortzone?
Bei
diesen Fragen spielt stets auch der Tourismus eine große Rolle. Pau Figuers
lebt in San Sebastian. Diese Stadt wird jährlich von Millionen Touristen
besucht. Das hat den Künstler dazu gebracht sich Gedanken dazu zu machen wie
wir unsere Geschichte und unsere Heimatorte ‚verkaufen‘. Scheinbar
traditionelle Dinge wie Handwerksprodukte etc. sind heute ‚Made in China‘ um
die Wünsche der Gäste zu befriedigen, ein Stück Brauchtum aus ihrem Urlaubsort
mit nach Hause zu nehmen. Die wahren Geschichten und Traditionen verschwinden
um die Bedürfnisse der Touristen zu befriedigen. Auch in Bregenz - mit den
vielen Sommergästen die besonders wegen der Festspiele nach Bregenz kommen -
sah Pau Figueres eine Verbindung zu seiner Heimatstadt.
In
seiner Arbeit Kontrollzaun thematisiert der Künstler die Privatsphäre im
öffentlichen Raum. Mit einem selbst gebauten Objekt, das an einen Zaun erinnert
und vom Künstler um seinen Körper getragen einen gewissen Raum darum abgrenzt,
ging Pau auf die Straße. Damit verursachte er unterschiedliche Reaktionen bei
den Passanten. Er trug das Objekt sowohl im öffentlichen Raum z.B. in der gut
besuchten Innenstadt oder an der Seepromenade sowie an halböffentlichen, aber
durchaus auch touristischen Orten, wie dem Martinsturm in der Oberstadt von
Bregenz. In diesem sakralen Raum wirkt der Künstler selbst, wie die neben ihm
platzierte Madonnenfigur, statisch und in sich gekehrt.
Das
Performanceobjekt besteht aus Fundmaterial aus Vorarlberg. Es handelt sich um
alte Halterungen für Fäden aus der Textilindustrie. So bezieht sich der
Künstler direkt auf seinen Gastort und dessen Geschichte.
Der
Titel Kontrollzaun bezeichnet ein kleines abgesperrtes Gebiet in Wäldern
um zu kontrollieren, wie sich die Natur entwickelt wenn keine Tiere sich an ihr
zu schaffen machen. So kontrollieren Waldaufseher ob und wie viel Wild
abgeschossen werden muss um ein Gleichgewicht im Wald herzustellen. An dieser
Stelle, vielen lieben Dank an Peter Feuersinger, der uns diesen Zaun bei einer
unserer Wanderungen gezeigt und seine Bedeutung erklärt hat und den Künstler
somit auf den Titel gebracht hat. Pau Figueres sieht darin eine Allegorie zu
unseren Städten: Wie viele Touristen kann ein Ort vertragen damit er ‚gesund‘
bleibt und sich nicht verliert?
Ein
weiteres Werk von Pau - das mit ganz ähnlichen Gedanken spielt - ist der
‚Fahrradparkplatz‘. Der Künstler transportiert dabei einen handelsüblichen
Fahrradständer auf seinem Rad durch die Stadt. Diese Ständer werden
normalerweise fix von den Kommunen an dafür ausgewählten Orten installiert. Der
Künstler umgeht all diese Bestimmungen und definiert seinen eigenen
Fahrradparkplatz wo immer er möchte.
Auch
in diesem Werk geht es ihm darum, einen privaten Platz im öffentlichen Raum zu
definieren und die Passanten damit zu konfrontieren. Den Fahrradständer hat
Figueres mit Kupferfarbe überzogen, so hebt sich dieser von den normalen Parkplätzen
für Drahtesel ab. Er wirkt hochwertig und wertvoll und versteckt seine profane
Herkunft. Im Ausstellungsraum erinnert er an die Ready-Mades von Marcel Duchamp
der ja schon vor über hundert Jahren ein Fahrradrad auf einen Hocker geschraubt
zur Kunst deklariert hat.
Der
Titel der Arbeit 3in1 bezieht sich darauf, dass das Objekt eigentlich
für drei Fahrräder gedacht ist aber in der Art wie der Künstler es verwendet,
nur von einer Person exklusiv genutzt wird.
Der
Titel ist auch noch als Logo an der Wand zu finden. Hier hat Figueres das
historische Logo einer Marke für Fahrradöl verändert und sich zu eigen gemacht.
Eine Vorgehensweise welcher man bei seiner künstlerischen Arbeit öfters
begegnet.
Der
Künstler interessiert sich auch für die Kuriosität der Souvenirs. Diese kleinen
Mitbringsel welche sowohl von Städten, Regionen oder aber auch von großen
Museen produziert werden, suggerieren dem Käufer etwas Spezielles eines Ortes
oder einer Ausstellung etc. mit nach Hause zu nehmen. Sie sind quasi ein Beweis
dafür, an diesem Ort gewesen zu sein. Der Künstler fragt sich aber ob wir
unsere Heimatorte damit nicht verkaufen und unsere eigne Identität verlieren.
Da, wie eingangs schon erwähnt, die Souvenirs oft billig in China produziert
werden und mit dem Ort an sich nichts mehr zu tun haben. Diese Thematik bzw.
auch der Titel Death Souvenirs/Made in China (after Manfred Alois Mayr)
beinhaltet die Installation am Boden der Galerie.
Pau
verwendet die ikonischen ‚Blumen‘ der Fassade des vorarlberg museum und
produziert diese neu. Eines seiner falschen Kunstwerke hat er direkt an der
Fassade angebracht um das vorhandene Muster dort zu durchbrechen.
Die
weiteren ‚Blumen‘ können in der Galerie für 10,50 € das Stück erworben werden.
Ein Schnäppchen wenn man bedenkt, dass die Originalwerke im vorarlberg museum
für 20,-€ verkauft werden. Dem Künstler geht es genau darum: an der
Schnittstelle von Original und perfekter Fälschung zu arbeiten. So wie unsere
Traditionen in Übersee perfekt kopiert und als Original verkauft werden.
Die
Werkserie der ‚5 Minuten Souvenirs‘ bestehen aus Warnschildern, welche wir alle
kennen. Diese Schilder definieren bzw. hängen am Übergang von privaten zum
öffentlichen Raum. Pau Figueres hat diese Schilder sehr oft in Bregenz gesehen
- wir kennen Sie alle: Parken verboten, Ausfahrt freihalten, Warnung vor dem
Hund etc. Formal sind alle aus gelbem Plastik mit schwarzer Schrift gefertigt.
Der Künstler verwendet Fragmente davon um abstrakte Collagen auf Holz zu
erstellen. Diese kleinen Werke entstehen in wenigen Minuten was titelgebend
war.
Apropos
Titel: Die geografischen Koordinaten im Titel der Ausstellung definieren einen
Ort in Bregenz. Dieser wurde von den beiden Künstlern ausgewählt weil er für
beide ein wichtiger Ausgangspunkt für ihre Arbeiten war. Wo genau sich dieser
befindet werde ich Ihnen jetzt nicht verraten. Nur ein kleiner Hinweis: dort
entstanden Fotos von Pau mit seinem Werk Kontrollzaun und man sieht den
Pfänder, der Hausberg von Bregenz und ein wichtiger Ort für die Arbeit von
Fernando Villena.
Dieser
beschäftigt sich in seinem Werk mit der Beziehung des Menschen zur Natur. Ihn
interessiert wie sich diese, durch die menschlichen Eingriffe verändert. Ein
wichtiger Aspekt in Villenas Werk ist das Beobachten und Analysieren unseres
Verhaltens in und mit der Natur. Wie nehmen wir diese wahr? Wie gestalten wir
unsere ökologische Umwelt? Und wie definieren wir uns durch die Natur?
Fernando
Villena ist für seine Recherchen viel gewandert - am Pfänder aber auch in der
weiteren Umgebung von Bregenz und in ganz Vorarlberg. Das Laufen bzw. Gehen in
der Natur ist für seine Arbeit essenziell. Ihn interessiert, wie wir uns durch
die Landschaft bewegen und was wir dabei wahrnehmen und was diese Wahrnehmung
beeinflusst. Jeder Schritt verändert die Perspektive. Der Künstler vergleicht
das Laufen/Gehen mit unserem Denken - jede neue Position fordert eine neue
Verarbeitung des Wahrgenommenen.
Um
die zurückgelegten Wege zu analysieren war Fernando immer mit einem GPS
ausgestattet welches sämtliche Daten seiner Wanderungen gespeichert und ausgewertet
hat. So kann der Künstler Rückschlüsse zum Beispiel darüber machen wie viele
Höhenmeter er überwunden und wie schnell
er sich bewegt hat. Ausschnitte dieser Analysen sind auch Teil der Ausstellung
geworden. Zusammen mit ganz unterschiedlichem Kartenmaterial. Zum einen
verwendet der Künstler handelsübliche, geografische Karten von Vorarlberg, dazu
mischt er ganz persönliche Wegbeschreibungen.
Karten
waren auch sein Ausgangspunkt für die Recherche in Bregenz. Er wollte keine
objektiven Karten sondern einen Bezug zu den hier lebenden Menschen schaffen.
Wie sehen sie ihre Heimat? Was ist ihr Bezug zur Natur? Dazu bat der Künstler unterschiedliche
Bregenzerinnen und Bregenzer ihm seine Lieblingsorte mit dazugehöriger
Wegbeschreibung mitzuteilen. Entstanden sind ganz unterschiedliche, sehr
persönliche und kreative Karten. Fernando hat dann anhand dieses subjektiven
Kartenmaterials die Orte aufgesucht und sich sein eigenes Bild davon und von
dem Weg dorthin gemacht. Diese Interaktion mit den Menschen vor Ort war ihm
sehr wichtig und ist neu in seiner Arbeitsweise. Er wollte nicht nur seine
eigene Sicht auf den Austauschort zeigen sondern diesen mit der Erinnerung der
Menschen vor Ort erleben.
Zum
dem Kartenmaterial zeigt Fernando Villena Malereien und Fotografien. Oft
verschwimmen die einzelnen Medien miteinander - eine Fotografie wirkt wie eine
Malerei oder umgekehrt. Besonders die Fotografie in der Vitrine, welche im
Kunsthaus Bregenz aufgenommen wurde und die Betonwand sowie die eingebaute Wand
in der Ausstellung von David Claerbout zeigt, macht das deutlich. Man hat das
Gefühl eine Malerei zu sehen.
Fernando
Villena arbeitet immer aus der Erinnerung heraus - es gibt keine Fotos welche
konkret als Vorlage für seine Malereien dienen.
Die
abstrakten Werke halten die Stimmungen der Natur fest. Man erkennt die
herbstlichen Farben der Bäume am Pfänderhang wieder. Die Malereien sind in Schichten
aufgebaut. Diese suggerieren die Wahrnehmung der Landschaft wenn man diese
durchwandert. Dinge die näher sind wirken größer wie Dinge die sich noch weiter
weg befinden. Auch die geometrischen Formen wirken nur von weitem exakt - beim
genauen Hinsehen sind die Linien nicht mit dem Lineal gezogen sondern es
handelt sich um organische, mit der Hand gezeichnete Linien.
Die
Formen auf den Malereien finden sich auch auf den Fotografien wieder. Und auch
die fotografischen Arbeiten sind in Schichten aufgebaut. Oft sieht man Blicke
in weite Berglandschaften oder Wege durch einen verwilderten Wald die immer
einen Vorder-, Mittel- und Hintergrund haben. Die Fotografien halten den
Kreislauf der Natur fest. Ein halb verfallener Schuppen wird durch das Bewachsen
von Moosen und Gräsern wieder zurück zur Natur gebracht. Die vom Menschen
geschaffenen Formen werden am Ende wieder zurückgeführt zur Natur.
Eine
abstrakte Collage, die Fernando Villena am Computer zusammengestellt hat,
vereint verschiedene Materialien und Strukturen die der Künstler hier vor Ort
gefunden hat wie zum Beispiel Schindeln oder Gesteine aus Vorarlberg. Er zeigt
nicht die Dinge an sich sondern nur das was sie repräsentieren.
Ein
Foto zeigt Fernandos temporäres Atelier hier in Bregenz. Es ist für ihn der Ort
an dem sich die Erinnerungen von Außen manifestieren und neue Formen erhalten.
All seine Werke basieren auf der Erfahrung hier in Vorarlberg zu sein und
diesen Ort, durch das erleben der Natur, zu erfahren. Deshalb auch der
übergreifende Titel der entstandenen Werke - Subjektive Kartografie. Sie
verweigern sich einer Objektivität und zeigen stattdessen Stimmungen des
Austauschortes wahrgenommen von Fernando Villena.
Aber
erleben Sie die Werke selbst und scheuen sie sich nicht die beiden Künstler
anzusprechen.
Am
Ende möchte ich noch den Künstlern sowie allen Beteiligten dieses Austausches
ein herzliches Dankeschön aussprechen: Winfried Nussbaummüller, Lisi Dobler,
Peter & Kathy Feuersinger, Stephi Wladika und Lisi Hämmerle. Sowie dem Kunsthaus
Bregenz, besonders dem Technikteam, für seine Unterstützung.
Kirsten Helfrich.
Kirsten Helfrich.
Articles on the press: Kultur Magazine.
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